meeting strangers – Dem Leben auf's Maul geschaut
"Immer wieder fragen, worauf es ankommt"
Interview Jürg Da Vaz – Andras Peterffy 2005 - 2021
ungarisch, englisch, deutsch
WHAT MAKES A PICTURE?
Zwei Herzen in einer Brust, die in beiden Welten schlägt.
Jürg
Andras Peterffy, Editor in Chief, Hungarian Television writes:
"There is a flight to the moon you should be the first who discovers with camera because probably the impression would be much better than if a technician or...I don't want to send you to the moon, but eh if there is a chance I will accompany you..."
C O M M E N T S
MARKUS:
ANDRAS:
UM:
Es ist ein schöner und anstrengender Film.
Ich habe eine Weile gebraucht, um ihn in mein Jürg-Bild einzuordnen. Phasenweise spricht er (der Film) als wär’s ein Testament und das wäre – Binsenwahrheit – ein Endpunkt. Aber auch ein Bekenntnis, Aufzeigen einer Möglichkeit, auf das Leben und seine Formen zu blicken, eine Darstelung der Option, die du gewählt hast.
Die entscheidenden Aussagen kommen ja im Nachspann. Diese Szenen habe ich anderswo in deinen Filmen noch nicht gesehen bzw. gehört. Diese Sequenz ist wohl neu. Bist du mit dem Interviewer nochmals zusammengesessen? In diesem Teil bedauere ich, dass ich (akustisch) ein entscheidendes Wort nicht verstehe: („I do not create for…“) „ich schaffe nicht für ein Publikum, ich schaffe nicht für mich, ich schaffe für …(?) Du wirst es mir bei Gelegenheit verraten.
Überhaupt ist die Mehrsprachigkeit im Film für mich ein Problem. Du und dein Gesprächspartner sprechen gut Englisch, er spricht aber zweifellos besser Ungarisch (er braucht oft viel Wort und Zeit für die Übersetzung) und du Deutsch (das weiss ich, weisst du). Das bedeutet, dass das Gesprochene den Gedanken nicht genau trifft. Das ist relevant, denn die Bilder, auch wenn sie über weite Strecken dokumentarisch scheinen, sind ja oft von grosser poetischer Qualität. Ich denke an die Person am Ufer des Sees am Fuss des Tolpatschik Vulkans, die selber wie ein Krebs dahintänzelt; die rostige Schiffsschraube am Aralsee; der junge Gefangene, der seine unappetitliche Mahlzeit mit einer würdevollen Haltung zu sich nimmt, die Sequenz, wo du den Farbstift gleiten lässt. Viele Bilder habe ich gekannt und wieder gesehen, neu gesehen. Dir geht es offenbar selber so, dass du Bilder, Filme beim Wiederbetrachten neu siehst. Du schneidest im Gespräch das Thema an, dass es eben aus diesem Grund wichtig sei, so viel wie möglich aufzubewahren, zu erhalten. - Da haben wir ja ein grundsätzliches Problem: wir können nicht alles aufbewahren. Aber die Herausforderung der Auswahl ist gross. Bei der literarischen Poesie ist es so, dass die Auslese ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses ist. Konzentration ist angesagt. Es muss ein Konzentrat bleiben. Das kann man gut aufbewahren und der Leser und Wiederleser kann es nach Bedarf verdünnen oder anders würzen. Beim Bild auch. Es ist nie ganz fertig, der Künstler kann es – je nach Technik – wieder ausputzen oder weiter daran arbeiten. Der Betrachter sieht es immer wieder anders von Mal zu Mal.
Ich lass es so. Du siehst, du hast beim Betrachter UM etwas ausgelöst. Der Film ist ein schönes Produkt und gehört natürlich in einen Raum im Museum.
Zu früh abgedrückt. Ich wollte die eine Aussage aus dem Abspann noch zitieren, die mir gefallen hat:
„Es (das Begegnen mit dem Leben auf Reisen ?) ist eine Erfahrung, die das Zufällige verdichtet: plötzlich erscheint, was stiefmütterlich behandelt wurde, unerwartet bedeutungsvoll.“
Das ist, denk ich, die Essenz eurer Haltung beim Reisen und vielleicht im Leben überhaupt. Es zeugt von einem naiven Zugang im besten Sinn des Wortes und birgt höchstens das Risiko, anderes Bedeutungsvolles zu verpassen. Es ist ein sehr persönlicher Zugang zur Welt.
Und ein gewisser Kontrast zwischen dieser Haltung gegenüber dem Zufälligen und dem unendlich geduldigen Umsetzen in eine eigene Formsprache. Auch noch ein Topf ohne Boden.
Und so weiter. Jetzt kommt vorläufig nichts mehr.
TL
Hab soeben Deinen Film angeschaut. Überwältigend spannend und gespickt mit so viel Erlebtem. Humor und Beauty und LEBEN.
Lieber Jürg
Ich habe Deinen Film angeschaut und war sehr beeindruckt. Du lässt Dich nicht einschüchtern. Die Sequenz im Moskauer Gefängnis habe ich meinem Enkel (10 Jahre) gezeigt; er konnte es kaum glauben! Mich erstaunt ganz besonders, dass Du noch (in unserem Alter) so viel Energie hast! Mache so weiter…
MS